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Wenn das Herz aus dem Takt gerät

An jedem Tag schlägt unser Herz 80.000 bis 150.000 Mal. Wenn es aus dem Takt gerät, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Die häufigste Form davon ist das Vorhofflimmern, von dem vor allem ältere Menschen betroffen sind. Die Gefahr, dass sie einen Schlaganfall erleiden, ist dadurch stark erhöht.

Jeder Herzschlag wird durch einen elektrischen Impuls erzeugt, der normalerweise im sogenannten Sinusknoten des Herzens entsteht. Kommt es zum Vorhofflimmern, wird dieser Impuls außer Kraft gesetzt. Stattdessen entstehen die elektrischen Impulse unregelmäßig in verschiedenen Stellen der Vorhöfe. Dies kann zu einer Verlangsamung des Herzschlags mit weniger als 60 Schlägen pro Minute führen, der sogenannte Bradykardie, oder zu einer Beschleunigung mit mehr als 100 Schlägen in der Minute (Tachykardie).  
 
Durch dieses „Flimmern“ der Vorhofmuskeln kann Blut in den Vorhöfen gestaut werden – es besteht die Gefahr, dass sich Blutpfropfen, sogenannte Thromben, bilden. Diese Thromben gelangen schlimmstenfalls in den gesamten Blutkreislauf und führen zu akuten Verschlüssen von Arterien. Besonders gefährlich wird es, wenn die Blutpfropfen die hirnversorgenden Arterien erreichen. „Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall bei Patienten, die älter als 75 Jahre sind“, erläutert Dr. Bruno M. Kaufmann, Chefarzt Innere Medizin am Ortenau Klinikum Wolfach. Die dortige Innere Abteilung besitzt höchste Expertise in der Kardiologie, bei Kardioversionen, also bei der Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus´, sowie bei der Implantation von Herzschrittmachern und Event-Rekordern sowie bei der Nachsorge.
 
Oft kehrt ein neu aufgetretenes Vorhofflimmern innerhalb von 48 Stunden spontan wieder in den normalen Herzschlagrhythmus, den Sinusrhythmus, zurück. „Fast immer behandeln wir mit Medikamenten, die die Blutgerinnung herabsetzen, oder mit Hilfe der sogenannten elektrischen Kardioversion“, so Dr. Kaufmann. „Dabei werden Stromstöße mit einer geringeren Initialdosis abgegeben, um die Aktivität der Herzmuskelzellen zu synchronisieren.“ Patienten mit hochsymptomatischem, vor allem anfallsweise auftretendem Herzrasen werden heute einer Katheterablation zugeführt, um eine möglichst anhaltende Wirkung zu erreichen. Dabei wird gezielt jenes Herzgewebe verödet, das den Herzschlag mit den falschen elektrischen Impulsen aus dem Takt bringt.
 
 
Interview:
 
Fragen an Dr. Bruno M. Kaufmann, Chefarzt Innere Medizin am Ortenau Klinikum Wolfach und Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunktanerkennung Kardiologie
 
Herr Dr. Kaufmann, woran erkennen Patienten Vorhofflimmern?
Man kann verschiedene Symptome beobachten: Sehr häufig macht sich Vorhofflimmern durch Herzrasen, Brustenge und Schwindelgefühle bemerkbar. Patienten berichten auch von anhaltender Müdigkeit und einem allgemeinen Schwächegefühl. Sehr häufig bleiben die Herzrhythmusstörungen allerdings auch über lange Jahre unbemerkt. Deshalb ist es gerade für Risikopatienten ratsam, regelmäßig Voruntersuchungen zu nutzen.
Welche Personengruppen haben denn ein besonders hohes Risiko Vorhofflimmern zu bekommen?
Grundsätzlich sind ältere Menschen besonders häufig von Vorhofflimmern betroffen. Außerdem ist die Herzrhythmusstörung häufig eine Folge von Herzklappenerkrankungen, in deren Rahmen es zu einer Vergrößerung, Überdehnung und Umstrukturierung der Vorhöfe kommt. Außerdem begünstigen Diabetes, hoher Blutdruck, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, eine Entzündung des Herzens, Schilddrüsenerkrankungen oder auch angeborene Herzfehler diese Erkrankung. 

Was raten Sie Patienten, die unter Vorhofflimmern leiden? 
Um die Gefahr von Arterienverschlüssen und Schlaganfall zu minimieren, begleitet meist die Gabe von blutgerinnenden Medikamenten die Behandlung. Sehr wichtig ist die Behandlung des Bluthochdrucks und das Vermeiden von zu großen Mengen Alkohol. Extremsport kann das Auftreten von Vorhofflimmern begünstigen, während eine moderate sportliche Betätigung anzuraten ist.

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